Die «Heiligen Drei Könige» – einst und heute
Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu Christi liegt hinter uns; -zumindest hier in der westlichen Welt. Die Christen und Christinnen der orthodoxen Kirchen feiern es am 6. Januar. Bei uns ist es das Dreikönigsfest, welches wir an diesem Datum begehen.
Der Begriff «Heilige Drei Könige» ist die volkstümliche Bezeichnung von «Epiphanias». Die Übersetzung aus dem Griechischen lautet «glanzvolle Erscheinung». Gemeint ist die Erscheinung Gottes: Im Menschen Jesus ist Gott selbst als der wahre Erlöser erschienen. Epiphanias ist eines der ältesten Feste der Christenheit. Vermutlich wurde schon seit dem 4. Jahrhundert in Ägypten die Geburt Jesu und seine Taufe am 6. Januar gefeiert. Die Taufe gilt dabei als Zeichen der Gotteserscheinung; Jesus wird zum ersten Mal als Gottes Sohn sichtbar. In den östlichen Kirchen gilt der 6. Januar bis heute als Tag der Geburt Jesu. Im Westen setzte sich dagegen der 24. bzw. 25. Dezember durch. «Dreikönige» soll an die drei Weisen aus dem Morgenland erinnern, im griechischen Urtext als «Magoi» bezeichnet, was soviel wie Magier heisst.
«Als Jesus in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes zur Welt gekommen war, da kamen Sterndeuter aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen. … Der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, überkam sie grosse Freude. Und sie gingen ins Haus hinein und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter; sie fielen vor ihm nieder und huldigten ihm, öffneten ihre Schatztruhen und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe.» (Mt.2, 1-2; 9b-11, Zürcher Bibel)
Caspar, Melchior und Balthasar
Im obigen Text werden weder Anzahl noch Namen der Männer genannt, nur was sie dem Kind in der Krippe darbringen wird erwähnt. Die Dreizahl wird gemeinhin auf die drei Geschenke zurück geführt . Als Namen kommen in der lateinischen Tradition ab Anfang des 6. Jahrhunderts Variationen von Vornamen vor, die von den Anfangsbuchstaben der Wörter im christlichen Segensspruch Christus mansionem benedicat (Christus segne dieses Haus) abgeleitet wurden: Caspar, Melchior und Balthasar.
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Noch heute werden in katholischen Gegenden auf dem Türsturz die Buchstaben C+M+B sowie die aktuelle Jahreszahl mit Kreide angeschrieben. Auch die Bedeutung der Geschenke hat symbolischen Charakter: Gold gilt als das angemessene Geschenk für einen König; das Kind in der Krippe wird damit als der neugeborene König geehrt. Weihrauch gilt als das angemessene Geschenk für einen Priester; das Jesuskind wird damit als der kommende Hohepriester Israels bezeichnet. Myrrhe als Heilpflanze, mit der Arznei zubereitet wird, ist das angemessene Geschenk für einen Arzt; dies als ein Hinweis darauf, dass Jesus der von Gott gesandte Arzt und Heiler («Heiland») ist.
Himmelserscheinung nachweisen
Was hat es mit dem «Stern von Bethlehem» auf sich; auch Stern der Weisen, Dreikönigs- oder Weihnachtsstern genannt? Er steht für eine vermutete Himmelserscheinung, die nach dem Matthäusevangelium den Magiern aus dem Osten den Weg nach Bethlehem, dem Geburtsort Jesu Christi, gewiesen haben soll. Seit der Spätantike versuchen verschiedene astronomische und astrologische Theorien, eine damalige Himmelserscheinung nachzuweisen, auch um damit indirekt die allgemeine Bedeutung von Christi Geburt zu bekräftigen. Außergewöhnliche Himmelsphänomene wurden sowohl in der antiken Umwelt als auch im biblischen Israel als Hinweise auf besondere Geschichtsereignisse gedeutet. Sie waren in der prophetischen Tradition Israels jedoch meist Zeichen für kommendes Unheil. So sollten im Zusammenhang des angekündigten Endgerichts Sterne «vom Himmel fallen» (z.B. Mk 13,25) oder «sich verfinstern» (z.B. Joel 4,15). Dagegen heißt es im 4. Buch Mose: «Ein Stern tritt hervor aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel und zerschmettert die Schläfen Moabs und schlägt nieder alle Söhne Sets. … Und herrschen wird einer von Jakob her.» (Num 24, 17ff, Neue Zürcher Bibel)
Diese Weissagung ist eine der frühesten biblischen Ankündigungen, die später auf den Messias als Retter Israels bezogen wurden. Dabei ist dieser hier mit einem gewöhnlichen, außenpolitisch erfolgreichen König identisch. Das Zitat steht im Rahmen der Erzählungen über den Seher Bileam und verweist, laut manchen Historikern, wahrscheinlich auf das Königtum Davids als die angekündigten Siege über Israels Nachbarvölker schon errungen oder absehbar waren. Sie geben einen ersten Hinweis auf die spätere jüdische Messiaserwartung, die in der Davidzeit ihre historischen Wurzeln hat.
Die Erwartung eines Königs der Heilszeit, der Israel aus der Hand seiner übermächtigen Feinde befreit und diese vernichtet, hat nach vielen Wandlungen auch das Bild der Evangelien von Jesus mitbestimmt. Der durchgängige Rückbezug auf biblische Verheißungen ist gerade für den Evangelisten Matthäus typisch. Heutige historisch-kritische Bibelexegese beurteilt die Stern-Episode des Neuen Testaments als Legende.
Legende und Legimitation
Ebenfalls legendär ist die Auffindung der Reliquien der Heiligen Drei Könige durch Flavia Iulia Helena Augusta, der Mutter des Kaisers Konstantin I. auf einer Pilgerfahrt in Palästina. Im Jahre 1164 sind die angeblichen Gebeine der Drei dann nach Köln gelangt, wo sie bis heute im dortigen Dom verehrt werden. Der damalige Erzbischof hatte sie von Kaiser Barbarossa als Geschenk erhalten. Darin drückte sich auch eine politische Absicht aus. Die Gebeine der sozusagen «ersten christlichen Könige» sollten dem Reich Barbarossas Legitimation ohne Abhängigkeit vom Papst verleihen.
In der Schweiz und weiteren Teilen Europas wird am Dreikönigstag ein Gebäck namens Dreikönigskuchen gegessen. Glücklich ist, wer in seinem Brötchen den Plastikkönig vorfindet, denn die oder der ist König für einen Tag! Als weiteren Brauch gab es früher im ganzen deutschsprachigen Raum die Tradition des Drei-König-Singens. Er wurde oftmals von unterprivilegierten Menschen dazu genutzt, sich in der kalten Jahreszeit ein Zubrot zu verdienen. Lieder und Texte sind bis heute erhalten geblieben. Die Vortragenden, in der Regel Kinder, machen meist mit einem Stern die Runde und sind nach Möglichkeit als Könige verkleidet. In einigen Gegenden ist dieses Brauchtum in den letzten Jahren erfolgreich wiederbelebt worden.
Esther Gisler, Theologin